Mentale Stärke – Insel des inneren Dialogs

Sprechen Sie mit sich selbst stärkend oder eher schwächend?

Unsere inneren Dialoge sind ein Teil von uns. Sie können uns anspornen, motivieren und uns helfen, Großes zu erreichen. Gleichzeitig können sie uns aber auch einschränken. Dies geschieht dann, wenn die inneren Stimmen uns klein machen oder unsere Fähigkeiten abwerten. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen Hintergründe und verschiedene innere Stimmen vorstellen.

Inhaltsverzeichnis

 

Die Vielfalt unserer inneren Stimme

Wir führen pausenlos Selbstgespräche. Oft laufen diese unbewusst ab. Unsere Selbstgespräche spielen aber eine tragende Rolle bei der Entstehung unserer Gefühle. Wenn wir uns ängstliche Gedanken machen, dann verspüren wir Angst. Wenn wir uns ärgerliche Gedanken machen, spüren wir Ärger.

Unsere Gedanken beeinflussen unsere Gefühle und unser Verhalten.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, uns die Struktur unserer Gedanken näher anzuschauen. Hören wir genau hin, können wir die verschiedenen Stimmen analysieren, die in unserem Kopf herumschwirren. Da ist vielleicht eine motivierende Stimme, die uns hilft, morgens aufzustehen und mit der Arbeit zu beginnen. Eine kritische Stimme, die uns vorwirft, wir würden nicht genau genug arbeiten. Eine nörgelnde Stimme, die uns erklärt, dass wir an unserem Leben ja eh nichts ändern können und vielleicht auch eine mitfühlende Stimme, die fürsorglich sagt, dass wir heute lieber im Bett bleiben sollten, um gesund zu werden, bevor wir wieder in die Arbeit gehen.

Wir alle tragen diese verschiedenen Stimmen, mit all ihren Annahmen, Regeln und Moralvorstellungen über uns und über die Welt, in uns. Diese bunte Mischung macht unseren individuellen Charakter aus.

 

Die Entstehung unserer inneren Stimmen

Viele unserer inneren Stimmen sind in der Kindheit entstanden und wurden im Laufe unseres Lebens weiter ausdifferenziert. Je nach Lebenssituation werden verschiedene Stimmen lauter oder leiser. Es können aber auch ganz neue Stimmen hinzukommen.

In der Kindheit haben die inneren Stimmen eine zentrale Rolle: Sie helfen uns, uns in der Gesellschaft zurechtzufinden, in die wir hineingeboren werden. Sie unterstützen uns, Erfahrungen und Erlebnisse zu bewerten, einzuordnen und unser Verhalten zu reflektieren.

So hat jede Stimme ihre Berechtigung und ihre individuelle Entstehungsgeschichte. Es gibt einen rationalen Grund, warum diese Stimme so ist, wie sie ist. Doch nur weil unsere inneren Stimmen eine Daseinsberechtigung haben, heißt das noch lange nicht, dass unsere Stimmen immer Recht haben und wir ihnen immer Glauben schenken müssen. Dies gilt insbesondere, wenn eine Stimme überhandnimmt oder uns in unseren Möglichkeiten einschränkt.

Es heißt so schön: „Der Ton macht die Musik!“ – und so ist es häufig unser innerer Kritiker, der uns hier Probleme bereitet und uns zweifeln lässt.

 

 

Die ICH-Zustände nach Eric Berne

Um den Tonfall unserer inneren Simmen zu analysieren, kann Ihnen das Wissen über die ICH-Zustände helfen. Das Modell der ICH-Zustände berücksichtigt drei verschiedene Perspektiven, aus denen wir die Welt betrachten: Das Eltern-ICH, das Erwachsenen-ICH und das Kind-ICH.

 

Eltern-ICH Verhaltensweisen, Gedanken und Emotionsmuster, die von Eltern oder Elternfiguren übernommen wurden. Hier wird zwischen dem fürsorglichen und dem kritischen Eltern-ICH unterschieden.
Erwachsenen-ICH Eine direkte Reaktion auf den aktuellen Augenblick.
Kind-ICH Verhaltensweisen, Gedanken und Emotionsmuster, die in der Kindheit erlernt wurden und die in diesem Moment erneut erlebt werden. Hier wird zwischen dem angepassten, dem rebellischen und dem freien Kind-ICH unterschieden.

 

Wie unsere inneren Stimmen sind auch die verschiedenen ICH-Zustände weder gut noch schlecht und ihre Ausprägung macht die Individualität und Einmaligkeit unserer Persönlichkeit aus.

Jedoch gilt auch hier: Nimmt ein Zustand in unseren inneren Dialogen überhand, kann dies die Kommunikation mit anderen bzw. die Kommunikation mit uns selbst stören.

 

Die Macht der Beobachtung

Insbesondere in Konflikt- oder Stresssituationen reagieren wir häufig unbewusst mit Verhaltensmustern, die wir in der Kindheit erlernt haben.

Stellen Sie sich vor, Sie kommen in den Besprechungsraum und Kollege XY verdreht genau in diesem Moment die Augen. Sie sehen dies und denken aus der Kind-ICH-Perspektive: „Oh nein, XY hält mich eh schon für total unfähig und meine Ergebnisse, die ich heute präsentieren sollte, sind auch noch nicht fertig.“ Sie fühlen Angst in sich aufsteigen.

In diesem Beispiel erzeugen die Interpretationen, die Ihre innere Stimme vornimmt, Angst. Wir neigen besonders in Stresssituationen dazu, unsere Realität und unsere Interpretationen als einzige Deutungsmöglichkeit der Geschehnisse zu sehen. Hierbei ist es jedoch wichtig anzuerkennen, dass dies nur eine Version der Realität ist!

Es gilt daher zu überprüfen, ob Sie die Schlüsse, die Sie aus einer Situation ziehen, wirklich den Tatsachen entsprechen.

 

Trennen Sie Tatsachen von Bewertungen!

Hierbei kann uns die Beobachtung helfen. Die Beobachtung in ihrer Reinform erfordert den Verzicht auf jegliche „Deutungshoheit“. Indem wir anerkennen, dass Ereignisse vieldeutig sind, können wir uns vielmehr darauf fokussieren, was wir uns in der betreffenden Situation gewünscht hätten bzw. was wir gebraucht hätten. Dieser Ansatz führt uns zu unseren Bedürfnissen, die wir dann klar und deutlich aus dem Erwachsenen-ICH heraus formulieren können.

 

Die Fokussierung auf die Fakten reduziert schon manches innere Leid, weil quälende Phantasietätigkeiten und Vorstellungen in ihre Schranken gewiesen werden.

 

Rezept gegen negative innere Dialoge

Die folgenden Fragen können Ihnen helfen den Tonfall Ihrer inneren Stimmen zu analysieren: 

  • Sprechen Sie mit sich, wie Sie mit Ihrer besten Freundin sprechen würden? Was hindert Sie daran?
  • Welchen Satz sagen Sie sich immer wieder selbst vor?
  • Ist Ihre innere Stimme eher fürsorglich und stärkend oder eher kritisierend und schwächend?

 

Um nun Bewertungen und Beobachtungen zu trennen, beantworten Sie die folgenden Reflexionsfragen:

  • Wie können Sie in die Haltung von Neugier und Gelassenheit kommen?Wie müssten Sie die Situation bewerten?
  • Was können Sie riechen, schmecken, hören, sehen?                    Fokussieren Sie sich nur auf die Fakten, verzichten Sie auf Bewertungen und Interpretationen.

 

Fazit

Falls Sie nun versuchen in der Zukunft auf jegliche Interpretationen und Bewertungen zu verzichten, wird Ihnen das wahrscheinlich nicht gelingen. Es geht vielmehr darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass unsere inneren Dialoge eine Auswirkung auf uns und unsere Beziehungen haben und, dass wir die Realität mit dem Filter unserer Erfahrungen betrachten.

Erweitern Sie Ihr Verhaltensrepertoire, indem Sie sich Ihrer inneren Stimmen und deren Bewertungen und Urteile bewusster werden. Suchen Sie aktiv nach alternativen Erklärungsmöglichkeiten und Handlungsstrategien!

 

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